Einsamkeit
Fast jeder Mensch kennt das Gefühl von Einsamkeit, z. B. an stillen Sonntagen. Einsamkeit ist ein natürliches und menschliches Empfinden. In der Regel geht das vorüber. Wenn die Einsamkeit andauert, kann sie jedoch krank machen.
Was ist Einsamkeit?
Nicht jeder Mensch, der allein ist, fühlt sich einsam. Alleinsein beschreibt einen objektiv sichtbaren Zustand: Es sind keine anderen Personen in der Nähe. Einsamkeit ist ein subjektives Gefühl, bei dem die eigenen sozialen Beziehungen nicht den persönlichen Wünschen und Bedürfnissen entsprechen. Zum Beispiel kann Einsamkeit für manche bedeuten, dass ihnen enge, emotionale Bindungen fehlen. Für andere entsteht Einsamkeit, wenn sie weniger Kontakt zu anderen Menschen haben, als sie es gerne möchten. Alleinsein und Einsamkeit können, müssen aber nicht gleichzeitig auftreten.
Welche Formen der Einsamkeit gibt es?
Einsamkeit ist nicht gleich Einsamkeit. Die Fachleute unterscheiden Einsamkeit unter anderem nach Beziehungsformen:
Emotionale Einsamkeit: Es fehlt eine enge intime Bindung zu einer Person, der ich vertraue und die mich als Mensch bestätigt, also enge Bezugspersonen wie Partnerin oder Partner oder eine beste Freundin oder ein bester Freund.
Soziale Einsamkeit: Hier fehlen gute Beziehungen zu Freundinnen oder Freunden oder zur Familie. Ein breites soziales Netzwerk ist nicht vorhanden. Zu einem solchen Netzwerk gehören zum Beispiel neben Freundinnen und Freunde, Nachbarinnen und Nachbarn und Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen.
Kollektive Einsamkeit: Jemand fühlt sich zu einer größeren Gruppe oder Gemeinschaft nicht zugehörig.
Darunter fällt auch die kulturelle Einsamkeit, die Menschen verspüren, wenn das bevorzugte kulturelle oder sprachliche Umfeld fehlt, z. B. wenn sie die Sprache eines Landes nicht sprechen, in dem sie sich aufhalten.
Physische Einsamkeit: Das Fehlen von körperlicher Nähe. z. B. Umarmungen und Treffen im echten Leben.
Auch nach zeitlicher Dauer wird Einsamkeit unterschieden:
Vorübergehende Einsamkeit: Eine kurze Zeitspanne, in der Einsamkeit empfunden wird. Sie geht schnell wieder vorüber. Diese ganz natürliche und nicht schädliche Form der Einsamkeit, die fast alle kennen, auf die wir normalerweise gut reagieren können und die schnell vorbei geht.
Situationale Einsamkeit: Sie entsteht durch soziale Umbrüche oder wenn ein Lebensereignis einen aus der Bahn wirft (Partnerin oder Partner stirbt, Arbeitsplatzverlust, Freundschaften entwickeln sich auseinander, weil es ganz unterschiedliche Meinung zu verschiedenen Themen gibt)
Chronische Einsamkeit: Jemand fühlt sich oft und über einen langen Zeitraum anhaltend einsam. Besonders chronische Einsamkeit senkt die Lebensqualität. Sie wirkt sich negativ auf die körperliche und psychische Gesundheit aus.
Wen betrifft Einsamkeit?
Einsamkeit betrifft alle Altersgruppen, sowohl ältere als auch jüngere Menschen. Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer.
Besonders gefährdet sind Menschen in Übergangssituationen im Leben, wie dem Einstieg in Studium, Ausbildung, Beruf und Rente oder wenn die Person von einem Schicksalsschlag ereilt wird, etwa einer Trennung oder dem Verlust eines geliebten Menschen.
Alleinlebende, Alleinerziehende, Singles, pflegende Angehörige sowie Menschen mit Migrationshintergrund, eingeschränkter Mobilität, gesundheitlichen Problemen, niedriger Bildung oder geringen finanziellen Möglichkeiten haben ein erhöhtes Risiko, von Einsamkeit betroffen zu sein, so das Bundesfamilienministerium.
Einsamkeit betrifft eine erhebliche Anzahl von Menschen in Deutschland. Laut einer repräsentativen Umfrage der Stiftung Deutsche Depressionshilfe fühlen sich etwa 25% der Erwachsenen sehr einsam.
Wie äußert sich Einsamkeit und was sind die gesundheitlichen Folgen?
Einsamkeit kann zu körperlichen und psychischen Symptomen führen. Körperliche Symptome von Einsamkeit können zum Beispiel sein:
Anspannung
Müdigkeit und Schlafstörungen
Erhöhtes Stresslevel
Psychische Symptome von Einsamkeit können zum Beispiel sein:
Traurigkeit
Gefühl der Leere
Sich ausgeschlossen fühlen
Verzweiflung
soziale Angst und Rückzug
Auf Einsamkeit reagiert unser Koper mit Stress und schüttet das Stresshormon Cortisol aus. Tut er dies über einen längeren Zeitraum, steigt die Menge an Cortisol im Körper. Das begünstigt zum Beispiel Krankheiten wie Diabetes und Bluthochdruck und schwächt das Immunsystem. Laut Weltgesundheitsorganisation sind soziale Isolation und Einsamkeit auch mit Angstzuständen, Depressionen, Demenz und Suizid verbunden. Außerdem können sie das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfälle erhöhen.
Was können wir gegen Einsamkeit tun?
Der Weg aus der Einsamkeit kann schwierig, aber nicht unmöglich sein. Der erste und vielleicht auch der schwerste Schritt ist, die eigene Einsamkeit anzuerkennen. Machen Sie sich bewusst, dass es vielen Menschen ähnlich geht wie Ihnen und dass – zumindest zeitweise – Millionen Menschen dasselbe Gefühl der Einsamkeit teilen.
Der zweite und genauso wichtige Schritt zur Überwindung der Einsamkeit ist, aktiv gegen die Einsamkeit vorzugehen. Bereits der Gedanke, aus eigener Kraft etwas unternehmen zu können, ist ein fruchtbarer Nährboden für mehr soziale Kontakte.
Einige Strategien, die helfen können, sind:
Selbstfürsorge - sich selbst gut behandeln. "Für mich alleine kochen lohnt sich nicht". Lassen Sie diesen Satz gar nicht zu. Wir sind es uns wert, uns etwas Gutes zu tun. Machen Sie es sich gemütlich und genießen Sie den schön gedeckten Tisch und das leckere Essen. Und auch im Kino oder im Schwimmbad kann ich alleine Spaß haben.
Kontakt zu anderen Menschen aufnehmen: Es muss nicht gleich die nächste Party sein, bei der Sie die Gäste alleine unterhalten, sondern es reicht schon ein nettes Gespräch mit der Nachbarin, dem Frisör, dem Verkäufer im Supermarkt. Über Alltägliches lässt sich leicht reden: über das Wetter, das Fernsehprogramm. Wer anderen zuhört und auch mal etwas Persönliches preisgibt, bekommt das Gefühl dazuzugehören. Suchen Sie, pflegen und stärken Sie bewusst den Kontakt zu Ihrer Familie und zu Freunden und Freundinnen. Gute Beziehungen helfen gegen Einsamkeit.
Auch Tiere können Nähe und Geborgenheit spenden sowie emotional unterstützen. Wenn Sie Hunde mögen, aber kein eigenes Haustier besitzen, gehen Sie doch mit einem Hund aus dem Tierheim spazieren. Oder vielleicht braucht jemand aus Ihrem Bekanntenkreis oder Nachbarschaft jemanden, der sich im Urlaub um die Katze kümmert.
Vereine: Etwas mit Gleichgesinnten unternehmen
Rund 600.000 Vereine zu allen erdenklichen Hobbys und Interessen gibt es in Deutschland. Vereine und andere organisierte Zusammenkünfte wie Stammtische zu Themen wie Fotografie sind sehr gut geeignet, um Menschen mit denselben Interessen zu treffen, über die verbindende Leidenschaft zu sprechen und Hobbys gemeinsam auszuüben.
Ein Ehrenamt übernehmen: Anderen zu helfen kann nicht nur das Gefühl von Einsamkeit verringern, sondern auch das eigene Leben bereichern. Viele Institutionen sind dankbar für Ihre Hilfe.
Zusammen in Bewegung kommen: Sport und regelmäßige körperliche Aktivität können Stress und Anspannung abbauen und die psychische Gesundheit positiv beeinflussen. Noch besser, wenn die Bewegung in der Gruppe stattfindet und sich darüber neue Kontakte ergeben.
Eine gute Anlaufstelle sind die kostenlosen Bewegungsangebote von Impuls Trier, bei denen Sie unverbindlich und spontan mitmachen können.
Offene Begegnungsangebote nutzen: Auch in Trier gibt es in den einzelnen Stadtteilen niedrigschwellige Begegnungsangebote, ob Frühstück für Ausgeschlafene oder Nachbarschaftscafé. Einen Überblick bietet die Broschüre Offene Begegnungsangebote in der Stadt Trier.
Erste Hilfen gegen Einsamkeit:
An diese Stellen können Sie sich wenden:
Krisentelefon Trier: Hotline für Menschen in akuten psychischen Notsituationen. Erreichbarkeit Montag bis Freitag von 17.00 Uhr bis 9.00 Uhr morgens. An Feiertagen und am Wochenende: tags und nachts. Tel. 0651 718 4545.
Nummer gegen Kummer: Telefonische Beratung und Unterstützung, anonym und kostenlos: für Kinder und Jugendliche 116111/ für Eltern: 0800 5500 2250).
krisenchat.de: Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene unter 25 Jahren werden hier über WhatsApp oder per SMS an 365 Tagen im Jahr und rund um die Uhr kostenlos, anonym und sofort beraten.
TelefonSeelsorge: Die TelefonSeelsorge ist kostenlos per Telefon, Mail und Chat zu erreichen. Die ehrenamtlichen Mitarbeitenden helfen Menschen in Not an jedem Tag im Jahr rund um die Uhr.
Redezeit für Dich: Ehrenamtliche ausgebildete Zuhörerinnen und Zuhörer unterstützen kostenlos über Skype, Zoom, WhatsApp, Facetime oder Telefon bei Unsicherheiten, Selbstzweifeln, Einsamkeit, Wut, Hilflosigkeit, Frust, Unruhe, Überforderung und allem, was einen Menschen belasten kann.
Studentische TelefonSeelsorge: Studierende aus ganz Deutschland werden hier anonym und kostenlos beraten.
Psychosozale Beratung des Studierendenwerks Trier: Studierendenwerke bieten ratsuchenden und einsamen Studierenden psychologische Beratungsmöglichkeiten.
[U25]: [U25] ist ein kostenfreies Online-Hilfsangebot für Jugendliche und junge Erwachsene unter 25 Jahren, das bei Suizidgedanken und in Krisen berät.
JugendNotmail: Hier beraten ehrenamtliche Psychologinnen und Psychologen und Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen mit Zusatzausbildung Kinder und Jugendliche in Not vertraulich und kostenlos in ihrer Freizeit per Mail und Chat. Dadurch könnt Kinder und Jugendliche Hilfe zur Selbsthilfe und Entlastung erfahren.
Professionelle Hilfe:
Wenn Sie der Einsamkeit nicht entkommen können, sprechen Sie darüber mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt. Eine Psychotherapie kann helfen, die zugrunde liegenden Probleme der Einsamkeit zu bewältigen.
Strategien der Politik gegen Einsamkeit
Einsamkeit ist nicht für den einzelnen Menschen ein Problem, sondern eine globale gesellschaftliche Herausforderung. In vielen Staaten gibt es vielfältige Anstrengungen, um Einsamkeit zu bekämpfen. So gründete Großbritannien 2018 als erstes Land ein eigenes Ministerium für das Thema. Japan folgte 2021.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Einsamkeit als "Pandemie des 21. Jahrhunderts" bezeichnet. Sie setzt sich dafür ein, Einsamkeit und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Gesundheit weltweit zu verringern. Dazu soll eine WHO-Kommission Pläne entwickeln, wie in einzelnen Ländern in allen Einkommensstufen Sozialkontakte gefördert werden können.
Auch die Bundesregierung hat eine Strategie gegen Einsamkeit mit mehr als hundert Maßnahmen beschlossen, um Betroffene zu unterstützen und um Einsamkeit vorzubeugen. Die Regierung will damit unter anderem die Aufmerksamkeit für das Thema erhöhen sowie Forschung und niedrigschwellige Angebote für einsame Menschen ausbauen. Wartezeiten für Therapieplätze sollen verkürzt werden. Soziale Verbundenheit und gesellschaftliches Miteinander sollen durch die Maßnahmen gestärkt werden.
Zusätzlich fördert die Bundesregierung seit 2022 das Projekt "Kompetenznetz Einsamkeit" (KNE). Das KNE erforscht unter anderem Faktoren zur Vorbeugung und Bekämpfung von Einsamkeit, verbreitet Wissen zum Thema und sensibilisiert die Gesellschaft für einsame Menschen. Sie finden hier eine Übersicht über einige überregionale und bundesweite Angebote und Programme.
Empfehlenswerte Links und Quellen:
Offene Begegnungsangebote in der Stadt Trier
Tipps gegen Einsamkeit finden sich auf den Internetseiten von Hilfsorganisationen, z. B. der Malteser, oder auf den Internetseiten der Krankenkassen wie bei der Barmer oder der AOK.